Link Wray (1930-2005)
Abschied
Puristen sagen, die gesamte Rockmusik verdanke sich dem einen Ur-Akkord und werde nach vier unerfreulichen Jahrzehnten des Verfeinerns, Kultivierens und stilistischen Verästelns wieder auf den ursprünglichen Klang zusammenschnurren. Ein beherztes, nachlässig gespieltes D-Dur. "Rumble" hebt so an, seit 1958, als der Gitarrist Link Wray bei Washington den Ur-Akkord aus der Gitarre schlug. Noch heute nimmt man den sich arrogant dahinschleppenden Lärm verstört zur Kenntnis. Er verheißt nichts Gutes. Zumal "Rumble" klassisch dargeboten wird von einem Lederjackenträger, dem die Tolle triefend vor der Sonnebrille hängt. Daß niemand dazu singt, macht es nicht besser.
Weil ein großes Stück Musik den Schöpfer nicht nur überdauert, sondern schon zu Leibzeiten zu überschatten droht, wäre Link Wray beinahe unbemerkt verschieden. Die dänische Zeitung "Politiken" unterrichtete zuerst von seinem Tod. Seit 20 Jahren lebte Wray in Dänemark und wurde fern der Heimat 76 Jahre alt.
Link Wray stammte vom Stamm der Shawnee ab, einem Indianervolk North Carolinas. Man erzählt sich, seine Väter praktizierten eine Art des Freiluft-Christentums mit Ritualen, die vom Blues begleitet wurden. Dennoch zog es die Familie an den Rand der Hauptstadt Washington, wo sich die Mitglieder als Arbeiter verdingten und Link Wray die Vorzüge elektrischer Gitarren kennen lernte. Im Korea-Krieg büßte der Sänger durch eine Tuberkel-Infektion die Hälfte seiner Lunge ein. Er wurde Instrumentalist bei seiner Band The Raymen. Diese "Strahlenmänner" fühlten sich durchaus als Botschafter der amerikanischen Atommacht.
"Rumble", "Rawhide", "Jack the Ripper": Auch ohne zu singen, fand Link Wray sich regelmäßig auf den Schwarzen Listen populärer Radiosender wieder. Das Gitarrenspiel war so beredt in seiner unverhohlenen Drohung, daß es nachfolgende Rockstars wie Jeff Beck, Pete Townshend und sogar Bruce Springsteen übernahmen. Immer wieder schulten später Neoprimitive, Punks, Garagenrocker oder Rockabillies ihre rohe Kunst am Handwerk Wrays. So kam es, daß er in den Sechzigern im Wald von Maryland verschwand und in den Siebzigern wiederkehrte, was sich bis zu seinem Tod im Zug der merkwürdigsten Rockbesinnungen und Retrozyklen wiederholte. Mr. Rumble.
Dabei hinterläßt Link Wray einen Akkord, der mehr erzählt als manches umfangreiche Lebenswerk.
Abschied
Puristen sagen, die gesamte Rockmusik verdanke sich dem einen Ur-Akkord und werde nach vier unerfreulichen Jahrzehnten des Verfeinerns, Kultivierens und stilistischen Verästelns wieder auf den ursprünglichen Klang zusammenschnurren. Ein beherztes, nachlässig gespieltes D-Dur. "Rumble" hebt so an, seit 1958, als der Gitarrist Link Wray bei Washington den Ur-Akkord aus der Gitarre schlug. Noch heute nimmt man den sich arrogant dahinschleppenden Lärm verstört zur Kenntnis. Er verheißt nichts Gutes. Zumal "Rumble" klassisch dargeboten wird von einem Lederjackenträger, dem die Tolle triefend vor der Sonnebrille hängt. Daß niemand dazu singt, macht es nicht besser.
Weil ein großes Stück Musik den Schöpfer nicht nur überdauert, sondern schon zu Leibzeiten zu überschatten droht, wäre Link Wray beinahe unbemerkt verschieden. Die dänische Zeitung "Politiken" unterrichtete zuerst von seinem Tod. Seit 20 Jahren lebte Wray in Dänemark und wurde fern der Heimat 76 Jahre alt.
Link Wray stammte vom Stamm der Shawnee ab, einem Indianervolk North Carolinas. Man erzählt sich, seine Väter praktizierten eine Art des Freiluft-Christentums mit Ritualen, die vom Blues begleitet wurden. Dennoch zog es die Familie an den Rand der Hauptstadt Washington, wo sich die Mitglieder als Arbeiter verdingten und Link Wray die Vorzüge elektrischer Gitarren kennen lernte. Im Korea-Krieg büßte der Sänger durch eine Tuberkel-Infektion die Hälfte seiner Lunge ein. Er wurde Instrumentalist bei seiner Band The Raymen. Diese "Strahlenmänner" fühlten sich durchaus als Botschafter der amerikanischen Atommacht.
"Rumble", "Rawhide", "Jack the Ripper": Auch ohne zu singen, fand Link Wray sich regelmäßig auf den Schwarzen Listen populärer Radiosender wieder. Das Gitarrenspiel war so beredt in seiner unverhohlenen Drohung, daß es nachfolgende Rockstars wie Jeff Beck, Pete Townshend und sogar Bruce Springsteen übernahmen. Immer wieder schulten später Neoprimitive, Punks, Garagenrocker oder Rockabillies ihre rohe Kunst am Handwerk Wrays. So kam es, daß er in den Sechzigern im Wald von Maryland verschwand und in den Siebzigern wiederkehrte, was sich bis zu seinem Tod im Zug der merkwürdigsten Rockbesinnungen und Retrozyklen wiederholte. Mr. Rumble.
Dabei hinterläßt Link Wray einen Akkord, der mehr erzählt als manches umfangreiche Lebenswerk.
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