NAPPY BROWN

Hallo,

wie immer: dank für die feine Liste an Gerd!
Es folgen drei Savoy-Singles ...

Gruß Ralf

... und nun die letzte: Meine absolute Lieblingsplatte von Nappy Brown heißt "Don't Be Angry" (SAVOY 1598) - die finde ich auch noch ...

Gruß Ralf

Hallo,
kann mir vielleicht geholfen werden?
Ist der Titel der Rolling Stones "Little By Little" eine Cover-Version des Nappy Brown-Titels?

Gruß Dietrich

xx

Nochmals
hallo Gerd,

ergänzend zu Deinen Aussagen meine kleine "Nappy" Story:

Bei dem Namen „Nappy“ kann man durchaus eine fine brown sugar als Interpretin vermuten, aber das ist nicht richtig, denn Nappy Brown ist den männlichen Blues-Shoutern zuzuordnen.

Im Frühjahr 1954 überredete Herman Lubinsky von Savoy Records Nappy zu einer Solo-Karriere. Er hatte ihn bei einer lokalen Talent-Show beobachtet und war von Nappy’s Stimme beeindruckt. Er war in der Lage, mehrere Stimmlagen abzudecken bis hin zur Bass-Stimme. Bereits im Mai 1954 erschien eine erste Single auf Savoy 1129 (“That Man“/“I Wonder (What's Wrong With Me)“). Bei einigen Titeln legte Lubinsky vor einer Aufnahme-Session sein Veto ein, da ihm die Texte zu "schmutzig" waren.

Bei seinen Savoy-Aufnahmen wurde Nappy von einem prominenten Stamm von Session-Musikern begleitet, u.a. Big Al Sears-tsax, Sam "The Man" Taylor-tsax, King Curtis-tsax, Howard Biggs-p, arr, Mickey Baker-g, Jimmy Crawford-d und Panama Francis-d. Sie sorgten für eine hohe Qualität der Aufnahmen.

Den Durchbruch schaffte Nappy Brown mit der nächsten Single zu Beginn des Jahres 1955. Auf Savoy 1155 erschien “Don’t Be Angry“/“It’s Really You“. Der Titel “Don’t Be Angry“, eine Komposition von Rose Mary McCoy und Nappy Brown, schlug ein wie eine Bombe und war einer der ersten großen R&B-Hits eines Solo-Artisten.

Rose Mary McCoy entwickelte sich zu einer prominenten Songwriterin, während sie als Sängerin nicht sonderlich in Erscheinung trat. Als Autorin arbeitete sie u.a. mit Charlie Singleton zusammen und schrieben für The Eagles den Titel “Trying To Get To You“, den Elvis Presley für seine erste LP übernahm. Der McCoy-Titel “I Think It’s Gonna Work Out Fine“ wurde ein Hit für Ike & Tina Turner. Damit hatte sie sich ein Büro im Brill Building (Zentrum für Musik-Kompositionen) geschaffen.

Der Titel “Don’t Be Angry“ erreichte # 2 der R&B-Charts. Es heißt, dass Lubinsky die Rechte an dem Song an Sammy Kaye verkaufte, da dieser sich gute Geschäfte mit Nachziehern bzw. Cover-Versionen erhoffte. Der Titel war bei den weißen Teenagern sehr beliebt und die Covers der Crew-Cuts (Mercury) und von The Cadets, zu Beginn ihrer Karriere auf Modern 956, ließen nicht lange auf sich warten. Der Erfog blieb aber Nappy Brown vorbehalten, auch weil sein Original in den Sendungen von Alan Freed gepuscht wurde.

Nappy's Hits:

1955 “Don’t Be Angry“ # 2 R&B, # 25 Pop & Orch. Howard Biggs Savoy 1155
1955 “Pitter Patter“ # 10 R&B & Orch. Howard Biggs Savoy 1162
1957 “Little By Little“ # 2 R&B Savoy 1506
1958 “It Don’t Hurt No More“ # 8 R&B, # 89 Pop & Orch. Teacho Wiltshire Savoy 1551
1959 “I Cried Like A Baby“ # 22 R&B & Orch. Kelly Owens Savoy 1575

Mitte 1955 konnte Nappy Brown einen zweiten Hit mit “Piddily Patter Patter (Pitter Patter)“ in den Charts platzieren.
Ende des Jahres 1956 kam Nappy mit seinem Titel “Little By Little“ in die Pop-Charts. Auch dieser Titel zog wieder Cover-Versionen, u.a. von Toni Arden (Decca 30180), Crew-Cuts (Mercury 71022) und Micki Marlo (ABC-Paramount 45-9762), nach sich.

Im Jahre 1957 wimmelte es hauptsächlich in New York nur so von Rock’n’Roll-Shows und Nappy Brown gehörte zu den Interpreten. Im Oktober veröffentlichte Savoy den Titel “The Right Time“ (Savoy 1525), eine Komposition von Brown/Cadena/Herman. Lew Herman war ein Pseudonym von Herman Lubinsky. Nappy Brown hatte mit dem Titel weniger Erfolg, aber eine Version von Ray Charles spülte Dollars in die Taschen der Autoren. Weitere Cover-Versionen sind von Sonny Boy Williamson, Rufus und Carla Thomas, Credence Clearwater Revival und Adam Faith bekannt.

Bei dem gleichlautenden Titel von Roosevelt Sykes, * 31. Januar 1906 in Elmar/Arkansas, + 17. Juli 1983 in New Orleans, ebenfalls einem schwarzen Sänger, auf Decca 7324, bereits aus dem Jahre 1937, handelt es sich um einen differenten Song, der mit der vorgenannten Komposition nichts zu tun hat.

1961 legte Savoy Records Nappy Brown’s Erfolge nochmals auf, bis 1962/63 auf Savoy 1616 und 1621 die letzten beiden Singles dieses Labels von Nappy erschienen. Danach verschwand der Protagonist von der Bildfläche. Nach der Beendigung des Vertrages mit Savoy Records nahm Nappy erst 1969 ein Album für Elephant Records auf. In den 70er und 80er Jahren zog er sich in seine Heimat zurück und widmete sich dem Gospelgesang. 1983 konnte er anlässlich einer Skandinavien-Tour ein Comeback feiern. Seine Fans hatten ihn nicht vergessen. Danach war er wieder für verschiedene Labels in den Studios anzutreffen. 1989 konnte er auf Iciban 206 seinen Titel “Lemon Speezin’ Daddy“ aufnehmen, bei dem zu Beginn seiner Savoy-Laufbahn Lubinsky Bedenken geltend gemacht hatte.

Gruß
Dietrich

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