Hallo,
in etwas modifizierter Form:
Dick Penner, Session am 16. Februar 1957, Dick Penner-vocal, g, Don Gilliland-b, weitere Musiker unbekannt
282 Cindy Lou
282 Your Honey Love
siehe auch Wade & Dick, Autoren des Orbison-Hits Ooby Dooby
Der Country-Gitarrist Dick Penner (Allan Richard Penner), * 1936 in Chicago/Illinois, tat sich auf Sun Records als Duo-Partner von Wade Lee Moore, * 1933 in Amarillo/Texas, mit ihm zusammen als Songwriter und auch als Solist hervor.
Dick Penner lebte mit seiner Familie seit 1937 in Dallas/Texas. Schon als 16jähriger beherrschte er das Gitarrespielen. Seine musikalische Karriere begann 1953 zusammen mit seinem Partner Dave Young mit Auftritten im 'Big D' Jamboree in Dallas. Zu ihrem noch kleinen Repertoire gehörten zunächst Songs des Künstler-Duos Johnny & Jack. 1954 traf er in Denton auf dem North Texas State College in Denton auf Wade Moore. Auf diesem College studierten u.a. auch Pat Boone und Roy Orbison.
Zusammen schrieben sie im Februar 1955 den späteren Rockabilly-Klassiker “Ooby Dooby“: „Wade and I took a six pack of beer onto the flat roof of the fraternity house and it took us three minutes.“ In einer anderen Version waren es dann immerhin 15 Minuten.
Der Student Roy Orbison hatte mit seiner Band The Wink Westerners (& Charlie Evans-b, James Morrow-electric mandolin und Billy Pat Ellis-d) den Titel aufgegriffen und im Jim Beck Studio in Dallas/Texas ein Demo-Band angefertigt (mit der Rückseite: “Hey, Miss Fanny“ mit James Morrow im Duettgesang) und an Don Law von Columbia Records gesandt. Das Band war mit "Roy Ordason" beschriftet. Das Label hatte jedoch an Roy Orbison kein Interesse und ließ den Titel am 05. März 1956 durch Sid King and the Five Strings (Columbia 4-40680) in Dallas aufnehmen. Diese Interpreten hatten zuvor für Columbia Records schon einige Rock’n’Roll-Titel wie “Blue Suede Shoes“ herausgebracht. Roy Orbison soll daraufhin den Titel einen Tag eher, am 04. März für das kleine Label Je-Wel Records unter der Interpretenangabe The Teen Kings (Je-Wel 101) im Studio von Norman Petty eingespielt haben. Vor den Mikrophonen standen neben Roy Orbison nun The Teen Kings (Johnny Wilson-g, James Morrow-electric mandolin, Jack Kennelly-b und Billy Pat Ellis-d). Je-Wel, das Label von Weldon Rodgers, hatte nur bescheidene Vertriebsmöglichkeiten und konnte schließlich nicht verhindern, dass Roy Orbison dann mit einer Aufnahme von “Oooby Dooby“ am 27. März in den Sun-Studios auf Sun 242 groß herauskam.
Phillips hatte den noch minderjährigen Roy Orbison aus dem Vertrag mit Je-Wel herausgelöst. Phillips versuchte zunächst, Weldon Rodgers das Originalband abzuschwatzen, aber es scheiterte an den Preisvorstellungen. Weldon ließ es sich sogar nicht nehmen, den Titel der A-Seite (“Trying To Get To“) unter seinem Namen auf Imperial X 5451 herauszubringen. Folglich mussten Roy Orbison and The Teen Kings die Titel “Trying To Get To You“ und “Ooby Dooby“ Ende März/Anfang April 1956 in den Sun-Studios nochmals in mehreren Takes aufnehmen. Der Titel “Ooby Dooby“ platzierte sich auf # 59 in Billboard's Hot 100 und verkaufte in kurzer Zeit mehr als 500.000 Schallplatten. Moore und Penner hatten mit ihrer Komposition für Roy Orbison das Tor zu einer großen Welt-Karriere aufgestoßen. Circa einen Monat später nahm auch Janis Martin diesen Titel auf. Sie konnte damit zwar nie die Charts erreichen, für uns war sie aber einer der wichtigsten Rockabilly-Interpretinnen, quasi unser "weiblicher Elvis". Im September 1957 produzierte ein weiterer Sun-Interpret den Titel “Ooby Dooby“. Jerry Lee Lewis spielte zwei Versionen ein. Zu einer Veröffentlichung kam es erst 1978. Weitere Cover-Versionen sind von Matt Lucas und Creedence Clearwater Revival bekannt.
Soweit zu dem, was die Autoren Moore/Penner mit ihrem werk “Ooby Dooby“ in Gang gesetzt hatten.
Moore und Penner hatten sich inzwischen als Duo Wade and Dick-The College Kids zusammengetan und traten schon kurz danach, am Abend des 25. Juni 1955, im KRLD Big D Jamboree auf, wo sie die Bühne unter anderem mit Sonny James, Charline Arthur und Jimmy Patton teilten.
Durch den Erfolg von “Ooby Dooby“ nahm Sam Phillips, Besitzer der Sun Records, Moore und Penner im September 1956 unter Vertrag. Sie erhielten als Komponisten jeweils zwei Einzelverträge und als Musiker-Duo einen gemeinsamen Vertrag. Ihre erste Session für Sun hielt das Duo am 14. Dezember 1956 ab. Dabei wurden unter anderem “Bop Bop Baby“ und “Don't Need Your Lovin' Baby“ eingespielt. Beide Titel wurden erst im April 1957 auf Sun 269 veröffentlicht. Der Titel “Bop Bop Baby“ wurde 2005 in der Johnny Cash-Filmbiographie “Walk The Line“ verwendet. In einer weiteren Session nahmen die beiden die Titel “Someday Baby“, “Wild Woman“ und “Someone I’ll Love“ auf, die jedoch Sam Phillips für eine Veröffentlichung zur damaligen Zeit nicht genügten. Danach trennte sich das Duo.
Noch bevor die Single des Duos Wade and Dick erschienen war, stand Dick Penner im Februar 1957 wieder im Sun-Studio und nahm insgesamt fünf Titel auf. Anschließend ging er zusammen mit Gene Vincent auf eine pakage show. Gegen Ende 1957 konnten zwei der Titel (“Your Honey Love“/“Cindy Lou“) auf der Single Sun 282 herausgebracht werden. Unglücklich für Dick Penner war der Umstand, dass die Veröffentlichung seiner Single am 03. November zeitgleich mit dem Erscheinen des Jerry Lee Lewis-Titels “Great Balls Of Fire“ zusammenfiel. Die Geschichte hat inzwischen gezeigt, welcher Titel sich durchgesetzt hat. Weitere Titel von Dick Penner wurden in der Mitte der 70er auf einer französischen Sun-Single (Sun 615 “Fine Little Baby“/“Move Baby Move“) herausgebracht. Das Norton-Label veröffentlichte 2005 den Titel “Move Baby Move“, der im Februar 1957 aufgenommen und unveröffentlicht geblieben war.
Dick Penner führte seine Karriere 1958 fort, trat in der Louisiana Hayride, bei The Big D Jamboree und im Juni 1958 in Dick Clark’s TV-Show auf. Seine Begleitgruppe lief unter dem Namen The Vikings. Nach einem sechsmonatigen Dienst beimMilitär sah er aber bald ein, dass das Music-Business auf Dauer nicht das richtige für ihn war. Er sattelte um und erwarb sich schließlich eine Professur für englische Literatur an der University of Tennessee in Knoxville.
Gruß
Dietrich