ARTHUR BRIGGS

US-Trompeter in Europa
 
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ARTHUR BRIGGS

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Gepostet: 22.03.2025 - 13:58 Uhr  ·  #1
Hallo,
Arthur Briggs, ein hervorragender früher Trompeter, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Europa, was ihn schließlich in den USA in Vergessenheit geraten ließ. Er war einer der bedeutendsten Trompetenspieler seiner Zeit in Europa, sicherlich im Jazz-Bereich.

James Arthur Briggs (* 09. April 1901 in St. George's auf der Karibikinsel Grenada als jüngstes von zehn Kindern, + 15. Juli 1991, Paris) begann als Jugendlicher Trompete zu spielen und trat in der 369. US-Infanteriekapelle auf, war jedoch damals zu jung, um im Ersten Weltkrieg nach Übersee geschickt zu werden.

Er besuchte Europa zum ersten Mal im Juni 1919 als Mitglied von Will Marion Cooks Southern Syncopated Orchestra, einem Ensemble, dem auch Sidney Bechet angehörte. Diese Band war eine der ersten Bands, die Teil des Exodus aus der Mississippi-Delta-Region Amerikas waren, insbesondere aus New Orleans, wo sich der Jazz aus Blues und Ragtime entwickelte und so ins Herz der amerikanischen Kultur und von dort in die ganze Welt gelangte.

London Monday 11 August 1919
Die ‘Times‘ berichtet, dass „eine Nigger-Jazzband“ (sic) im Buckingham Palace vor König George V. und Königin Mary auftrat, und fügt hinzu, dass zu den Mitgliedern Sidney Bechet und Arthur Briggs gehörten.

Nachdem er in England und Frankreich gespielt hatte, kehrte er 1921 mit der Kapelle in die Heimat zurück. Es folgte ein kurzes Engagement mit Leslie Howards Orchester, und dann kehrte er 1922 nach Europa zurück, wo er sein eigenes Savoy Syncopated Orchestra mit Sitz in Belgien gründete.

Weitere Engagements führten die Kapelle nach Wien und Deutschland (1926–1928). Briggs arbeitete zwischen 1928 und 1930 immer wieder mit Noble Sissle in Europa und besuchte 1931 mit Sissle kurz die USA, bevor er nach Übersee zurückkehrte. Bewundert für seine technische Virtuosität und seinen klaren Ton, arbeitete er zehn Jahre lang in den USA und Europa, bevor er sich 1931 schließlich in Europa niederließ.

17. Mai 1933, Paris
An einem nicht genannten Ort (möglicherweise Galerie d’Art Contemporain) präsentiert der Hot-Club de Paris ein Konzert der folgenden Gruppe:
Arthur Briggs (tpt); Frank "Big Boy" Goudie (ts and tpt); Peter Duconge (as and cl); Freddie (sic) Johnson (pno); Juan Fernandez (sb); Bill Taylor (dms); Moeco (sic) Jefferson (gtr).
14 aufgeführte Titel sind u.a. “China Boy“; “Nobody’s Sweetheart“; “St Louis Blues“; “Chinatown“; “I’ve Found A New Baby“; “Sweet Sue“; ‘Sheik Of Araby“.

19. Juli 1933, Paris, Marlene Dietrich,
begleitet von Freddy Johnson et son Jazz nehmen für die Compagnie Gramophone du Française auf. Zu den Musikern gehören Arthur Briggs, Freddy Johnson und Juan Fernandez.

09. Februar 1935 in Paris, Léon Monosson acc. par Alain Romans du Poste Parisien et son Orchestre:
Léon Monosson - vo; Arthur Briggs - tp; Michel Warlop - vln; Alain Romans - pf; Django Reinhardt - g; ? - g
Deux Cigarettes Dans L’ombre CL 5220-1
Tout Le Jour, Toute La Nuit CL 5221-1

In den 30 er Jahren leitete Briggs gemeinsam mit dem Pianisten Freddy Johnson eine Band, leitete mehrere eigene Gruppen, nahm mit Coleman Hawkins (1935) und Django Reinhardt auf und galt als einer der besten Trompeter Europas.
Briggs ist auf der 1935 er Platte “Blue Moon“ mit Coleman Hawkins und Django Reinhardt sehr deutlich zu hören.

02. März 1935 in Paris, Coleman Hawkins acc. par Michel Warlop et son Orchestre:
Arthur Briggs, Nöel Chiboust, Pierre Allier - tp; Guy Paquinet - tb; André Ekyan, Charles Lisée, Alix Combelle - as; Coleman Hawkins - ts; Stéphane Grappelli - pf; Django Reinhardt - g; Eugène d’Hellemmes - bs; Maurice Chaillou - dr
098 Blue Moon OLA 346-1
099 Blue Moon OLA 346-2 - unissued
100 Avalon OLA 347-1
101 Avalon OLA 347-2 - unissued
102 What A Diff‘rence A Day Made OLA 348-1

Im Juli 1935 wurde das Quintette du Hot Club de France um Arthur Briggs, Alphonse Cox und Pierre Allier an den Trompeten und Eugène d'Hellemmes an der Posaune erweitert, für Aufnahmen von “Avalon“, “Smoke Rings“, “Clouds“ und “Believe It, Beloved“. “Avalon“ und “Smoke Rings“ erschienen als Arthur Briggs Acc. By Quintette Du Hot Club De France.

Juni 1935, Ultraphone Studios in Paris, Django Reinhardt et le Quintette du Hot Club de France, avec Arthur Briggs and Stéphane Grappelli:
Stéphane Grappelli - vln; Arthur Briggs, Alphonse Cox, Pierre Allier - tp; Eugène d’Hellemmes - tb; Django Reinhardt - g; Joseph Reinhardt, Pierre "Baro" Ferret - g; Louis Vola - bs
Avalon P 77434
Smoke Rings P 77435

August 1935 in Paris, Arthur Briggs et son orchestre:
Arthur Briggs - tp; Stéphane Grappelli - vln, pf; Django Reinhardt - g; Joseph Reinhardt - g; Louis Vola - bs
Bright Eyes - unissued

September 1935, Polydor Studios in Paris, Arthur Briggs:
Arthur Briggs - tp; Stéphane Grappelli - vln, pf; Django Reinhardt - g; Louis Vola - bs
Tiger Rag - unissued
Sweet Georgia Brown - unissued
Who - unissued
There’ll Be Some Changes Made - unissued

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Briggs als Inhaber eines britischen Passes im SS-Polizeihaftlager für politische Gefangene in der Nähe von Compiègne interniert. Der britische Jazz-Musiker Tom Waltham, der im Camp des Internés Britanniques in Saint-Denis interniert war, beantragte bei den deutschen Behörden die Verlegung Briggs‘ dorthin, was ihm gewährt wurde. Dort spielten Briggs und Waltham eine zentrale Rolle im musikalischen Leben des Lagers. Jazz war im Lager verboten, daher wandten sich die internierten Jazz-Musiker, viele afrikanischer Herkunft, der klassischen Musik zu. Es ist ein gedrucktes Programm eines Concert Symphonique von 1942 erhalten, das Werke von Albeniz, Granados, de Falla, Mozart, Händel, Franck und Liszt enthielt. Die Konzerte waren ein Erfolg und erfreuten sich bei deutschen Offizieren großer Beliebtheit.

Nach der Befreiung von Paris organisierte und leitete Briggs seine eigenen Kapellen.

Arthur Briggs' Savoy Syncopators' Orchestra nahm 1927 in Berlin nicht weniger als 64 Stücke auf, hauptsächlich Tanznummern mit einigen Jazz-Soli. Außerdem leitete er jeweils eine Session in den Jahren 1929, 1933 (vier Nummern mit Freddy Johnson als Begleitmusik), 1940 (vier Stücke mit einer Band, zu der auch Django Reinhardt gehörte),

15. Februar 1940 in Paris, Arthur Briggs et son Orchestre:
Arthur Briggs - tp; Christian Wagner - cl; Alix Combelle - as, ts; Ray Stokes - pf; Django Reinhardt - g; Tony Rovira - bs
My Melancholy Baby OSW 95-1
Braggin’ The Briggs (Part 1) OSW 96-1
Braggin’ The Briggs (Part 2) OSW 97-1
Sometimes I’m Happy OSW 98-1 - unissued
Scatterbrain OSW 99-1

1945 (zwei Titel) und 1951 zehn ausgewählte Stücke mit einem Studioorchester. Alle Aufnahmen von Arthur Briggs als Bandleiter (mit Ausnahme der Aufnahmen von 1933 und 1940) sind sehr unbekannt. Aufnahmen von Briggs sind sehr selten, doch nahm er Mitte bis Ende der 1920 er Jahre zahlreiche Aufnahmen sowohl für die Deutsche Grammophon als auch für Clausophon auf.

Bis Mitte der 60 er Jahre gab er regelmäßig Konzerte in Frankreich. Er ließ sich in Chantilly nieder und unterrichtete dort Musik, wurde 1964 Musiklehrer und Professor.

Gruß
Heino
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