Hallo,
hier widme ich uns einem Titel, der möglicherweise als Rekordhalter unter den von Tin Pan Alley aus nach Deutschland importierten Evergreens gelten kann, sind doch bis 1 945 mindestens 14 Versionen hierzulande auf Schellack veröffentlicht worden sind: “I Can't Give You Anything But Love“ alias “Ist dein kleines Herz für mich noch frei Baby?“
Natürlich endet die Erfolgsgeschichte dieses Dauerbrenners nicht 1945, viele weitereVersionen sind auch nach dem Krieg noch zunächst auf Schellack, später Vinyl hinzugekommen.
Hier im Forum führt uns der Song als Suchbegriff zu einer Single von Fats Domino.
Aber in diesem Beitrag will ich mich auf die Zeit von 1928 bis 1945 konzentrieren, und die bietet Stoff genug.
Das langjährige Erfolgsgespann McHugh/Fields (siehe Scan) findet 1928 zusammen, als es den Auftrag erhält, die Musik für die neue New Yorker Lew Leslie-Revue “Blackbirds of 1928“ zu schreiben. Für die gerade mal 23jährige Dorothy Fields als Texterin ist dies die erste größere Bewährungsprobe, während der 34jährige Jimmy McHugh schon in den Jahren zuvor zahlreiche Hits komponiert hat, wie 1921 “Ematine“ oder 1924 “ When my sugar walks down the street“.
Das Gespann Fields/McHugh liefert für die Revue eine beeindruckende Menge an Liedern, die heute als Standards gelten, so “Diga diga doo“, “I must have that man“, “Doin' the new low down“, “Bandanna Babies“ und “Dixie“, als Krönung aber wird ein Titel hinzugefügt, den sie eigentlich schon 1927 für die Revue “Delmar's Revels“ und die Sängerin Adelaide Hall abgeliefert haben: “I can't give you anything but Love“.
Die Entstehung des Titels begleitet eine vielkolportierte Anekdote: Angeblich belauschten die beiden in der Fifth Avenue vor dem Schaufenster bei Tiffany's ein Pärchen. Der mit nur schmalem Geldbeutel ausgestattete Bräutigam flüsterte angesichts der verlockenden Köstlichkeiten im Schaufenster, die sie sich nicht leisten konnten, seiner Liebsten eben diese Titelzeile ins Ohr - schön, aber auch wahr?
Nicht verschwiegen werden sollte, dass ein Gerücht diesen Song begleitet (wie übrigens auch “On the sunny side of the street“) - angeblich wurden beide eigentlich von Fats Waller komponiert und, da dieser von ständigen Geldnöten geplagt war, von ihm für einen lächerlich kleinen Betrag an McHugh abgetreten - nicht schön, aber auch wahr?
Wie dem auch sei, die Revue, bei der neben Adelaide Hall, Bill Bojangles Robinson, Aida Ward und Nina Mae McKinney mitwirken, wird in New York ein großer Erfolg mit insgesamt rekordverdächtigen 518 Aufführungen, nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Songs.
Gelegentlich kann man lesen, dass auch die Duke Ellington Band mit von der Partie war, was jedoch nicht den Tatsachen entsprach. Sehr wohl wurde aber “I can't give you anything but Love“ einer der Lieblingstitel des Duke, allein drei Versionen nimmt er bis 1940 auf.
Die Revue wechselte im Juni 1929 über den Ozean und startete am 07.06. im Moulin Rouge in Paris. Die Noten des Soundtrack waren der Revue um Monate vorausgeeilt. Ende 1928 tauchen die Kompositionen, so auch “I can't give you anything but Love“ im Repertoire europäischer Tanzorchester auf. Lud Gluskin führt den Titel im Januar 1929 in Berlin ein. Der Song wird nicht nur umgehend ein gigantischer Schallplattenerfolg, er taucht auch wieder und wieder auf der Bühne und in Filmen auf, so 1934 erneut in der Revue “Blackbirds of 1934“.
1938 singen ihn Katherine Hepburn und Cary Grant in der wunderbaren Screwball Comedy “Bringing up baby“ (“Leoparden küßt man nicht“), 1940 Marlene Dietrich in “Seven Sinners“, 1943 Lena Horne in “Stormy Weather“, 1950 Judy Holiday in “Born yesterday“ (“Die ist nicht von gestern“) usw.
In der jüngsten Zeit sorgte 2014 eine Duett-Version von Tony Bennett und Lady Gaga für breite Publikumsresonanz - es scheint, dieser grandiose Song hat ein ewiges Leben.
Schellackaufnahmen in Deutschland:
1929 Lud Gluskin with his Orchestra
1929 Ben Berlin u.s. Orchester, Duo voc
1929 Bernhard Etté u.s. Orchester, Oskar Karlweis voc
1929 Dajos Bela Tanzorchester, Rex Allen ? voc
1929 Karkoff-Orchester
1929 Jazzband Sonny Boys, Engelbert Milde voc
1929 Flügelduett Carl Fröhlich und Trojan Wellisch
1929 Die Abels mit Klavierbegleitung
1929 Paul O’Montis mit Orchester (Dir. Carl Woitschach)
1930 Wiener Jazzorchester Charly Gaudriot, Hans Grünhut voc
1940 Bar-Trio …. Unglaublich aber wahr, ein Nachzügler mitten im Zweiten Weltkrieg
1940 Charlie and his Orchestra
Bis 1939/40 internationale Fassungen auf deutschen Pressungen:
Bei Brunswick neben Duke Ellington, Teddy Wilson, Billie Holiday und den Mills Brothers
Bei Electrola Django Reinhardt
Quelle: FOX auf 78, # 33
In den US-Pop-Charts vertreten:
1928 Pop 1 Cliff Edwards I Can't Give You Anything but Love Columbia 1471
1928 Pop 2 Ben Selvin & His Orchestra I Can't Give You Anything but Love Columbia 1424
1928 Pop 4 Johnny Hamp & His Orchestra v Joe Cassidy I Can't Give You Anything but Love Victor 21514
1928 Pop 19 Seger Ellis & His Orchestra I Can't Give You Anything but Love Okeh 41077
1929 Pop 12 Nat Shilkret & The Victor Orchestra I Can't Give You Anything But Love Victor 21688
1929 Pop 12 Gene Austin I Can't Give You Anything But Love Victor 21798
1936 Pop 5 Teddy Wilson & His Orchestra (Vocal Billie Holiday) I Can't Give You Anything but Love
1948 Pop 13 Rose Murphy I Can't Give You Anything but Love Majestic 1204
1966 Pop 100 Bert Kaempfert & His Orchestra I Can't Give You Anything But Love Decca 32008
Gruß
Heino
hier widme ich uns einem Titel, der möglicherweise als Rekordhalter unter den von Tin Pan Alley aus nach Deutschland importierten Evergreens gelten kann, sind doch bis 1 945 mindestens 14 Versionen hierzulande auf Schellack veröffentlicht worden sind: “I Can't Give You Anything But Love“ alias “Ist dein kleines Herz für mich noch frei Baby?“
Natürlich endet die Erfolgsgeschichte dieses Dauerbrenners nicht 1945, viele weitereVersionen sind auch nach dem Krieg noch zunächst auf Schellack, später Vinyl hinzugekommen.
Hier im Forum führt uns der Song als Suchbegriff zu einer Single von Fats Domino.
Aber in diesem Beitrag will ich mich auf die Zeit von 1928 bis 1945 konzentrieren, und die bietet Stoff genug.
Das langjährige Erfolgsgespann McHugh/Fields (siehe Scan) findet 1928 zusammen, als es den Auftrag erhält, die Musik für die neue New Yorker Lew Leslie-Revue “Blackbirds of 1928“ zu schreiben. Für die gerade mal 23jährige Dorothy Fields als Texterin ist dies die erste größere Bewährungsprobe, während der 34jährige Jimmy McHugh schon in den Jahren zuvor zahlreiche Hits komponiert hat, wie 1921 “Ematine“ oder 1924 “ When my sugar walks down the street“.
Das Gespann Fields/McHugh liefert für die Revue eine beeindruckende Menge an Liedern, die heute als Standards gelten, so “Diga diga doo“, “I must have that man“, “Doin' the new low down“, “Bandanna Babies“ und “Dixie“, als Krönung aber wird ein Titel hinzugefügt, den sie eigentlich schon 1927 für die Revue “Delmar's Revels“ und die Sängerin Adelaide Hall abgeliefert haben: “I can't give you anything but Love“.
Die Entstehung des Titels begleitet eine vielkolportierte Anekdote: Angeblich belauschten die beiden in der Fifth Avenue vor dem Schaufenster bei Tiffany's ein Pärchen. Der mit nur schmalem Geldbeutel ausgestattete Bräutigam flüsterte angesichts der verlockenden Köstlichkeiten im Schaufenster, die sie sich nicht leisten konnten, seiner Liebsten eben diese Titelzeile ins Ohr - schön, aber auch wahr?
Nicht verschwiegen werden sollte, dass ein Gerücht diesen Song begleitet (wie übrigens auch “On the sunny side of the street“) - angeblich wurden beide eigentlich von Fats Waller komponiert und, da dieser von ständigen Geldnöten geplagt war, von ihm für einen lächerlich kleinen Betrag an McHugh abgetreten - nicht schön, aber auch wahr?
Wie dem auch sei, die Revue, bei der neben Adelaide Hall, Bill Bojangles Robinson, Aida Ward und Nina Mae McKinney mitwirken, wird in New York ein großer Erfolg mit insgesamt rekordverdächtigen 518 Aufführungen, nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Songs.
Gelegentlich kann man lesen, dass auch die Duke Ellington Band mit von der Partie war, was jedoch nicht den Tatsachen entsprach. Sehr wohl wurde aber “I can't give you anything but Love“ einer der Lieblingstitel des Duke, allein drei Versionen nimmt er bis 1940 auf.
Die Revue wechselte im Juni 1929 über den Ozean und startete am 07.06. im Moulin Rouge in Paris. Die Noten des Soundtrack waren der Revue um Monate vorausgeeilt. Ende 1928 tauchen die Kompositionen, so auch “I can't give you anything but Love“ im Repertoire europäischer Tanzorchester auf. Lud Gluskin führt den Titel im Januar 1929 in Berlin ein. Der Song wird nicht nur umgehend ein gigantischer Schallplattenerfolg, er taucht auch wieder und wieder auf der Bühne und in Filmen auf, so 1934 erneut in der Revue “Blackbirds of 1934“.
1938 singen ihn Katherine Hepburn und Cary Grant in der wunderbaren Screwball Comedy “Bringing up baby“ (“Leoparden küßt man nicht“), 1940 Marlene Dietrich in “Seven Sinners“, 1943 Lena Horne in “Stormy Weather“, 1950 Judy Holiday in “Born yesterday“ (“Die ist nicht von gestern“) usw.
In der jüngsten Zeit sorgte 2014 eine Duett-Version von Tony Bennett und Lady Gaga für breite Publikumsresonanz - es scheint, dieser grandiose Song hat ein ewiges Leben.
Schellackaufnahmen in Deutschland:
1929 Lud Gluskin with his Orchestra
1929 Ben Berlin u.s. Orchester, Duo voc
1929 Bernhard Etté u.s. Orchester, Oskar Karlweis voc
1929 Dajos Bela Tanzorchester, Rex Allen ? voc
1929 Karkoff-Orchester
1929 Jazzband Sonny Boys, Engelbert Milde voc
1929 Flügelduett Carl Fröhlich und Trojan Wellisch
1929 Die Abels mit Klavierbegleitung
1929 Paul O’Montis mit Orchester (Dir. Carl Woitschach)
1930 Wiener Jazzorchester Charly Gaudriot, Hans Grünhut voc
1940 Bar-Trio …. Unglaublich aber wahr, ein Nachzügler mitten im Zweiten Weltkrieg
1940 Charlie and his Orchestra
Bis 1939/40 internationale Fassungen auf deutschen Pressungen:
Bei Brunswick neben Duke Ellington, Teddy Wilson, Billie Holiday und den Mills Brothers
Bei Electrola Django Reinhardt
Quelle: FOX auf 78, # 33
In den US-Pop-Charts vertreten:
1928 Pop 1 Cliff Edwards I Can't Give You Anything but Love Columbia 1471
1928 Pop 2 Ben Selvin & His Orchestra I Can't Give You Anything but Love Columbia 1424
1928 Pop 4 Johnny Hamp & His Orchestra v Joe Cassidy I Can't Give You Anything but Love Victor 21514
1928 Pop 19 Seger Ellis & His Orchestra I Can't Give You Anything but Love Okeh 41077
1929 Pop 12 Nat Shilkret & The Victor Orchestra I Can't Give You Anything But Love Victor 21688
1929 Pop 12 Gene Austin I Can't Give You Anything But Love Victor 21798
1936 Pop 5 Teddy Wilson & His Orchestra (Vocal Billie Holiday) I Can't Give You Anything but Love
1948 Pop 13 Rose Murphy I Can't Give You Anything but Love Majestic 1204
1966 Pop 100 Bert Kaempfert & His Orchestra I Can't Give You Anything But Love Decca 32008
Gruß
Heino
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