Hallo,
leider gibt es das Schlager-Portal von Herrn Schiemenz nicht mehr - sehr schade.
Gern habe ich ihm zeitweise zuarbeiten können. Von den Josindas konnte ich speichern:
Dieses Gesangsensemble gehört streng genommen nur sehr am Rande in diese Website – es löste sich nämlich bereits 1950 wieder auf. Die Informationen basieren vor allem auf den Angaben von Annette von Aretin, die zwischen 1972 und 1999 gleich drei Autobiographien veröffentlicht hat und dabei (leider immer nur relativ kurz und mit wenig „harten“ Fakten) über diese Gruppe berichtet. Darauf aufbauend konnte aber noch einiges nachrecherchiert werden.
Das erste Problem ist der Name der Gruppe. Annette von Aretin nennt sie „Josinders", ebenso Joachim Fuchsberger in seiner 2007er Autobiografie „Denn erstens kommt es anders...". Andererseits ist die Schreibweise bei den wenigen mir bekannten Tonträgern stets „Josindas". Normalerweise sollten Gruppenmitglieder den eigenen Namen schon kennen. Joachim Fuchsberger war zwar kein Mitglied, ist aber mit einem solchen verheiratet. Also sollte man auch hier eine gewisse gesicherte Kenntnis voraussetzen. Allerdings ist die übliche Schreibweise in den zeitgenössischen Quellen doch „Josindas". Daher verwende ich hier diese Version.
Ideengeber für die Gründung war Kurt Wilhelm vom Bayerischen Rundfunk, jener Mann, dem es zu verdanken ist, dass die Rundfunkaufnahmen von Karl Valentin vor der vorgesehenen Vernichtung gerettet wurden, als das Interesse an ihm in der unmittelbaren Nachkriegszeit sehr gering war.
Dieser Kurt Wilhelm, hatte die Idee - nach dem Vorbild der bekannten amerikanischen Gruppen wie etwa den Andrews Sisters, den Dinning Sisters oder schon früher den Boswell Sisters - auch in München ein weibliches Vokalensemble zu installieren. In Deutschland waren in diesem Bereich Helga Wille und die Nicolets die absolute Top-Gruppe.
Nach einigem Suchen und Probieren fand sich 1948 ein Quartett zusammen, das vor allem eine – im Rückblick gesehen – interessante Besetzung hatte. Erste Stimme war Josefine „Josy“ Kochan (eigentlich Kochanek). Nach der Beschreibung von Annette von Aretin hatte sie „ein Gespür für swingenden Rhythmus, und die Stimme besaß ein eigenes Timbre, das dem Quartett seine spezielle Farbe gab“. Vermutlich wurde nach ihrem Vornamen (bzw. der Kurzform davon) das Quartett benannt. Obwohl sie also vermutlich über die beste Stimme in der Gruppe verfügte, machte jedoch auch Josy Kochan keine wirkliche musikalische Karriere. Zwar machte sie auch ein paar Soloaufnahmen, doch sie gab die Gesangskarriere bald auf. Sie heiratete nämlich den Mann, mit dem sie bereits im Dezember 1949 ein Duett auf Platte aufnahm. Das Lied hieß „Die kleine Fischerhütte in Lugano“, der Mann hieß Gerhard Wendland. Trauzeugin war Annette von Aretin. Josy und Gerhard Wendland hatten einen Sohn (Sascha) und blieben verheiratet, bis Josy im Frühjahr 1976 im Alter von nur 46 Jahren an Lungenkrebs starb.
Die zweite Sängerin hieß Gundula Korte, Gundel genannt, und wird von Annette von Aretin als „sehr musikalisch“ beschrieben. In den Mitt-Fünfzigern trat sie in einigen Spielfilmen auf: „08/15" (1954), „08/15, Teil 2" (1955), „Heute heiratet mein Mann" (1956), „Kirschen in Nachbars Garten" (1956), „Roter Mohn" (1956). Gundel heiratete 1954 einen aufstrebenden Schauspieler namens Joachim Fuchsberger, mit dem sie noch heute zusammen ist. Das Paar hatte einen Sohn (Thomas, 1957-2010), der als Musiker arbeitete.
Sängerin Nummer 3 war Ajo Fitz (1922-1988), die der berühmten bayerischen Künstler-Dynastie Fitz entstammte. Eigentlich hieß sie Ilse Fitz. Unter diesem Namen arbeitete sie auch als Schauspielerin, z.B. in den beiden 1951er Spielfilmen „Die Alm an der Grenze" und „Im Banne der Madonna".
Und schließlich gab es dann die schon mehrfach genannte Annette von Aretin (1920-2006), die innerhalb der Gruppe für die tiefen Töne zuständig war, was die klangliche Bandbreite vergrößerte. Später wurde sie selbst zu einer Fernsehlegende als Mitglied des Rateteams in Robert Lembkes unvergessener Ratesendung „Was bin ich“ (zusammen mit Guido Baumann, Hans Sachs und Marianne Koch bzw. Anneliese Fleyenschmidt).
Aber zurück zur eigentlichen (kurzen) Geschichte der Gruppe. Nachdem sich die Vier zusammengefunden hatten, musste viel geprobt werden. Die Arrangements schrieb Rolf Wilhelm, der zeitweise Untermieter in der großen Wohnung von Annette von Aretin in der Leopoldstraße 4 in München war, wo auch die meisten Proben des Ensembles stattfanden. Rolf Wilhelm war der Bruder von Kurt Wilhelm und wurde in den 50er Jahren selbst vor allem als Filmkomponist bekannt.
Die Probenleitung übernahm damals der arbeitslose Musik-Professor Methner, der eigentlich eher der klassischen Musik zugetan war, aber großes Engagement in die Proben mit den vier jungen Damen steckte. Methner seinerseits war befreundet mit dem Komponisten Bert Grund. Die erarbeitete musikalische Qualität, aber eben auch die persönlichen Verbindungen und Bekanntschaften führten dazu, dass die Josindas schnell beim Bayerischen Rundfunk Fuß fassen konnten. Sie wurden zunächst vor allem als musikalischer Hintergrund z.B. bei Hörspielen eingesetzt, oft waren es rein lautmalische Einlagen. Ebenso fungierten sie als Hintergrund-Chor für etliche Gesangssolisten, aber es gab auch eigene Aufnahmen. sowohl für den Rundfunk aber auch auf Schallplatte.
Natürlich kam es auch zu öffentlichen Auftritten, z.B. in Hamburg in einer gemeinsamen Veranstaltung mit Michael Jary, Evelyn Künneke, Horst Winter und den King-Kols, wobei Erwin Halletz die Moderation übernahm. Die Josindas hatten dabei durchaus Erfolg und mussten sogar eine Zugabe singen, doch letztlich fehlte innerhalb der Gruppe die Überzeugung, mit diesem Quartett eine wirkliche Karriere schaffen zu können. Außerdem hatten wohl alle Vier ganz heftig mit Lampenfieber zu tun, was ihnen sehr zusetzte. Da andererseits die finanziellen Einnahmen der Gruppe in einem sehr überschaubaren Rahmen blieben, beschloss man schließlich 1950 die Auslösung des Quartetts – obwohl es weitere Angebote gab.
1949 trat die Gruppe einmal in einem Spielfilm auf. Es war „Wer bist Du, den ich liebe?“, eine musikalische Komödie von Geza von Bolvary. Sie singen dort in einer Bar-Szene einen Titel von Theo Mackeben. Begleitet wurden sie dabei vom Orchester Kurt Edelhagen.
Die wenigen Plattenaufnahmen, bei denen ich sie namentlich registriert habe, sind alle für die Austroton entstanden. Ihr Gesang kann sich absolut hören lassen. Umso mehr ist es schade, dass dieses Quartett nur zwei bis drei Jahre existierte.
Lieder:
Babdadu
Musik: Ernst Landl / Text: ?
Gesang: Die Josindas
Instrumental: Michael Jary und seine Solisten
Aufnahmejahr bzw. Erstveröffentlichung: 1949
Schellack: Austroton 30 009
Das gibt es nur in Texas
Autoren: Trad. / Musikalische Bearb.: Michael Jary / deutscher Text: Bruno Balz
Gesang: Evelyn Künneke & Horst Winter & Michael Jary & die Josindas & Fred Kinglee
Instrumentalbegleitung: Orchester Erwin Halletz und die King-Kols
CD: Evelyn Künneke - Gala der Stars - Unvergessene Melodien (Elite spezial 73332)
Originallied: Deep In The Heart Of Texas
Du und eine Frühlingsnacht dazu
Musik: Lotar Olias / Text: Kurt Schwabach
Gesang: Horst Winter & die Josindas
Instrumentalbegleitung: Wiener Tanzorchester (WTO)
Schellack: Austroton 30 007
CD: Horst Winter - Ein Phänomen wird 80 (2)
CD: Deutsche Moderne 12 - S.O.S. - Tanzmusik 1945-1948 (Deutsche Moderne CD 14)
Originallied aus dem Film „Das Geheimnis des toten Falken"
Ein Cowboy muß nicht schließen
Musik: Bert Grund / Text: Günther Schwenn
Gesang: Heinz-Maria Lins & die Josindas
Instrumentalbegleitung: Bert Grund mit dem Orchester Kurt Graunke
Schellack: Regina R 70 038
Ein Kuß im Dunkeln
Gesang: Die Josindas
Instrumental: Michael Jary und seine Solisten
Aufnahmejahr bzw. Erstveröffentlichung: 1949
Schellack: Austroton 30 009
Kinder, kauft euch einen Sonnenstich
Musik: Michael Jary / Text: Peter Kirche
Gesang: Evelyn Künneke & Horst Winter & die Josindas
Instrumentalbegleitung: Orchester Horst Winter
Aufnahmejahr bzw. Erstveröffentlichung: 1949
CD: Sing, Nachtigall sing... (Elite Special CD 73348)
Wenn die Glocken hell erklingen
Musik: Jean Villard / französischer Original-Text: Marc Herrand / deutscher Text: Günther Schwenn (1903 - 1991) & Michael Freytag
Gesang: Horst Winter & die Josindas
Instrumental: Das Wiener Tanzorchester
Aufnahmejahr bzw. Erstveröffentlichung: 1949
Schellack: Austroton 30 007
Originallied: Les trois cloches (Edith Piaf; 1945) --- Erste englische Version: While The Angelus Was Ringing (Frank Sinatra, 1947); zweite englische Version: The Three Bells (1959)
Tonträger:
Schellack: Regina R 70 038
Ein Cowboy muß nicht schießen (Heinz-Maria Lins & die Josindas) / ?
Schellack: Austroton 30 007 (1949)
Horst Winter & die Josindas
Wenn die Glocken hell erklingen / Du und eine Frühlingsnacht dazu
Schellack: Austroton 30 009 (1949)
Die Josindas
Ein Kuß im Dunkeln / Babdadu
Auftritt in einem Spielfilm:
Wer bist Du, den ich liebe?
Uraufführung: 15.11.1949
Darsteller: Jester Naefe, Adrian Hoven, Ivan Petrovich, Gisela Fackeldey, Walter Janssen, Bum Krüger, Rudolf Schündler, Peter Hansmann, Adolf Gondrell, Gustav Waldau, Anton Pointner, Fritz Odemar, Hans Fitz, Hubert von Meyerinck, Viktor Afritsch, Charles Jaquemar, Günther Evers, Fritz Friedrich, Dolf Zenzen, Ina Renck, Grete Reinwald, Hannes Schulz, Bernhard Schnabel, Georg Vogelsang, Franz Fröhlich, Annerose Siedler, Günther Siegert
Es singen: Die Josindas
Regie: Geza von Bolvary
Drehbuch: Hugo Maria Kritz u. Hans Fritz Beckmann, nach dem Roman „Die Abenteuer des Herrn von Barabas" von Hugo Maria Kritz
Musik: Theo Mackeben
Kamera: Franz Weihmayr
Bauten: Hans Sohnle, Fritz Lück
Produktionsleitung: Wilhelm Sperber, Franz Schier
Produktionsfirma: Merkur-Film GmbH, München
Atelieraufnahmen: Wiesbaden, München (Geiselgasteig und Schwanthalerhöh)
Außenaufnahmen: Starnberger See
Erst-Verleih: Herzog-Film GmbH
Gruß
Dietrich